Unseren Reet-Raum-Honig (RR-Honig) erzeugen unsere Bienen in reinen Reet-Beuten. D.h. es geht nicht wie bei bestimmten Honigsorten, z.B. Rapshonig, Lavendelhonig oder Lindenhonig, um die Pflanze oder den Baum, von dem die Bienen den Nektar oder den Honigtau holen. Unsere Bienen haben keine Reetpflanzen angeflogen. Sondern es geht um die Behausung, in denen unseren Bienen den Honig einlagern. „Griechischer Honig“ kommt (hoffentlich) aus Griechenland, unser Reet-Raum-Honig kommt (auf jeden Fall) aus reinen Reet-Beuten. 🙂
Mit unseren Reet-Beuten haben wir eine Mischung aus möglichst natürlicher, aber auch noch handhabbarer Hobby-Imkerei gefunden.
Neben der Behausung versuchen wir außerdem, unsere Damen so wenig wie möglich während der Honigsammlung zu stören. D.h. wir öffnen die Bienen-Beute nur sehr selten – nicht alle 7 Tage, wie sonst üblich. Damit bleibt das Stockklima überwiegend erhalten, was sich auch auf den Honig positiv auswirkt. Außerdem unterstützt das Reet die Trocknung des Honigs, da Feuchtigkeit besser entweichen kann.
Unser RR-Honig wird außerdem nach dem Schleudern nur gesiebt, für zwei Tage ruhen gelassen, abgeschäumt und dann sofort abgefüllt. Er wird nicht gerührt, um auch hier die Natürlichkeit soweit es geht zu erhalten. Dies bedeutet natürlich auch, dass der zunächst klare Honig schnell fest und zuckerkristallig werden kann – gerade im Frühjahr. Daher füllen wir unseren RR-Honig auch nur in 250g Gläser.
Einige finden die Zuckerhonigkrümel auf der Zunge total gut, für die Anderen heißt es: schneller essen oder unseren Holm-Honig probieren, bei dem die Bienen auch schon in Reet-Beuten wohnen und überwintern. 🙂
Unsere Bienen wohnen seit diesem Jahr in Reetbeuten im Deutsch Normalmaß (DNM). Warum wir uns für diese Beutenart entschieden haben, wollen wir in diesem Artikel erzählen.
30.04.2023, 12:20 Uhr, 10 Grad und unsere Damen fliegen, siehe Video:
Die „Wohnungen“ – genannt Beuten – unserer Damen und auch ein paar Herren bestehen seit diesem Jahr aus Holz und Reet – zumindest im Brutraum ausschließlich und im Honigraum erst vereinzelt. Dabei verwenden wir folgende „Größen“:
Einsatz
Typ
Größe
Anzahl Rähmchen
Brutraum
DNM
1,5
10
Honigraum
DNM
1,0
10
Baubedingt passen bei uns nur 10 Rähmchen in unsere Beuten und nicht 11 wie z.B. bei der Segeberger Beute. Aber warum jetzt eine Reetbeute und nicht die in Norddeutschland eher verbreitete Styroporbeute? Nun, dass kam so …
Am Anfang voll im Standard
Bienen halten? Wie aufregend ist das am Anfang! Da möchte man nichts falsch machen und es sich auch nicht zu schwer machen.
Meine Frau – als „Holzwurm“ (Tischlermeisterin) wollte unbedingt gleich Holzbeuten. Ich wollte lieber mit dem starten, was fast alle hatte – insbesondere mein Imkerpate: Segeberger Styroporbeuten im Deutsch Normalmaß 1,0 für Brut- und Honigräume. So konnte ich erstmal genauso imkern wie mein Imkerpate und es ließen sich auch einfacher Material tauschen bzw. übernehmen.
Ich konnte mich durchsetzen und wir starteten 2017 standardmäßig.
Grün = Bruträume / Blau = Honigräume.
Die Experimentierphase
Nach zwei Jahren hatten wir uns mit unseren Bienen eingeschwungen und meine Frau kam wieder auf die Holzbeuten zu sprechen, die sie gerne selber bauen wollte. Sie fing an zu recherchieren und war schließlich total ernüchtert, da:
Dämmung: Die typischen Holzbeuten dämmen nicht so gut wie Styroporbeuten. Um die Dämmwirkung von Stypropor- auch bei Holzbeuten zu erzielen, müssten Holzbeuten viel dicker sein. Damit wären diese aber viel zu schwer und unhandlich.
Offener Boden: Trotzdem werden diese mit offenem Boden angeboten, wahrscheinlich um dem Schimmelproblem entgegenzuwirken. D.h. aber auch, dass die Bienen im Winter mehr heizen müssen.
Holzart: Als Holzart wird auf grund des eh schon größeren Gewichts gegenüber der Styroporbeute recht leichtes Holz verwendet, was aber gerade in Norddeutschland (Nebel, Nieselregen) eher schnell wegrottet. Oder das Holz muss entsprechend behandelt werden – „zu kleistern“ nennt das meine Frau. Behandeltes Holz ist sicherlich schlechter als unbehandeltes Holz für Bienen.
Metalldächer: Um Holzbeuten insbesondere vor Regen von oben zu schützen, werden u.a. Metalldächer angeboten. Es regnet nicht selten bei uns. Was ist das wohl für eine Geräuschkulisse in einer Bienenbeute mit Metalldach im Regen? Aber nur Holz als Dach? Behandelt?
Alles Mist. Dann bleiben wir doch bei Styroporbeuten – dachte ich. Meine Frau ist aber hartnäckig und fand die Internetseite Optimal Bees von Chris und Bella (zwei ganz tolle Menschen) aus Dänemark. Diese hatten zu dieser Zeit Magazin-Reetbeuten für das Rähmchen-Maß 12-10er (eher in Dänemark verbreitet) entwickelt. Heute haben sie neben dem 12-10er auch Dadant, Zander, DNM und Langstroth.
Meine Frau und ich sind dann im Sommer 2019 an die mittlere dänische Nordseeküste gefahren und haben einen Tag lang mit Chris und Bella gefachsimpelt, uns die Reetbeuten angeschaut und schließlich eine Beute bestehend aus Boden, zwei Zargen, Deckel und Dach gekauft.
Stand (nicht zu sehen): Sensor außerhalb einer Beute. [orange]
Leider war meine Technik nicht sehr stabil. Die Stockwaagen maßen das Gewicht nur sehr unzuverlässig, daher hab ich auch keine Grafik erstellen können. Außerdem hängten sich die von mir verwendeten Einplatinencomputer immer mal wieder auf, was ich teilweise erst Wochen später merkte – so dass ich das Experiment am 20.02.2021 frustriert abgebrochen habe.
Trotzdem konnten wir im Frühling 2021 feststellen:
Schimmel: Kein Schimmel in Reet- und Mischbeute.
Futtervorrat: Die Futtervorräte in der Reetbeute waren am größten, d.h. die Bienen brauchten in dieser Beute anscheinend am wenigsten Futter.
Aktivität: Die Bienen aus der Reetbeute ließen sich als letzte nach dem Winter sehen.
Alle Völker waren aber gut entwickelt – trotz Schimmel in der Styropor Beute.
Achtung: Dies hat keinen wissenschaftlichen Anspruch, noch die nötige wissenschaftliche Breite und Tiefe, sondern ist lediglich eine zeitlich begrenzte persönliche Erfahrung.
Und so wohnen unsere Bienen heute
Aus dieser persönlichen Erfahrung haben wir abgeleitet:
Reetbeute: Wir wollen Reetbeuten mit unbehandeltem Holz aufgrund der größeren Trockenheit in der Beute (kein Schimmel) und dem geschlossenen Boden, damit die Damen im Winter weniger Energie verbrauchen.
Brutraum in DNM 1,5: Wir wollen auf einen Brutraum wechseln, damit die Brutkugel nicht horizontal durchschnitten und bei Arbeiten am Volk waagerecht auseinander gerissen wird. Dennoch wollen wir das bei uns in der Region verbreitete DNM behalten. Also dann DNM 1,5.
Honigraum in DNM 1,0: Wir haben so viele DNM 1,0 Rähmchen und Zargen, die wir als Honigraum erstmal weiternutzen möchten. Eine Umstellung auf Reet-Honigräume soll nach und nach erfolgen.
DNM: Wir bleiben generell bei DNM, um mit Imker-Kolleg:innen aus dem Verein kompatibel zu bleiben.
Kompatibilität: Es müssen passen:
Reet-Brutraum auf Reet-Boden
Reet-Honigraum auf Reet-Brutraum
Styropor-Honigraum auf Reet-Brutraum
Reet-Deckel auf Reet-Brutraum, Reet-Honigraum und Styropor-Honigraum
Und so hat meine Frau es mit Unterstützung unseres Sohnes und mir beim Reetschneiden gebaut. 🙂
Boden: unten der Boden aus Cumaru – witterungsbeständig(er) und schwer, aber der soll ja auch nicht bewegt werden. Der Boden hat ein kleines rundes Flugloch mit innenliegendem Mäuseschutz (nicht zu sehen).
Zargen: dann die Zargen (Brut 1,5 DNM und Honig 1,0 DNM) aus Fichte / Kiefer (klar, rottet schneller, aber mit der Tischlerin im Haus ;-)) mit Reet für 10 Rähmchen.
Honigraum: übergangsweise auch noch aus Styropor.
Deckel: dann der Reet-Deckel (im Bild nicht zu sehen) ebenfalls aus Fichte / Kiefer.
Dach: das Dach dann auch aus Holz und LKW-Plane (nicht zu sehen). Aktuell aufgrund des besseren Handlings als waagerechtes Flachdach ohne Neigung. Damit steht das Wasser da natürlich drauf. Mal gucken, wie sich das verhält.
Damit haben unsere Bienen das ganze Jahr eine atmungsaktive und gut dämmende „Wohnung“ aus natürlichen Materialen. Die Honigräume sind ja nur kurz drauf (ca. 4 Monate), die meiste Zeit des Jahres haben die Bienen nur ihren Brutraum aus Reet.
Faszinierend2Weitere spannende Dinge können Sie im Bienenmuseum im Moorrege entdecken – sogar online: https://imkerverein-uetersen.de/bienenmuseum/, besucht am 23.08.2020, oder? Zumindest hat es meine Familie derart fasziniert, dass wir seit mittlerweile über 5 Jahre Hobbyimker sind. Ich schreibe bewusst „wir“, weil die Imkerei wirklich ein Familienhobby geworden ist. Während ich hauptsächlich mit den Bienen arbeite, kümmert sich meine Frau um Rähmchen und Beuten (das sind die Bienenbehausungen). Mein Sohn findet meist als erster die Königin und spannt gerne mit meiner Frau Draht in die Rähmchen ein. Meine Tochter ist in unserer Familie die beste Bienenschwarmfängerin und unterstützt mich auch viel bei der Arbeit an den Bienen. D.h., während meine Frau und mein Sohn mehr mit der „Hardware“ beschäftigt sind, kümmern sich meine Tochter und ich uns mehr um die „Flyware“. 🙂
Aber auch mit allen zusammen gibt es viel zu tun. So löten wir gern zu dritt (meine Kinder und ich) Mittelwände (die Wachsplatten) in die Rähmchen ein. Auch das Schleudern des Honigs und dann später das Abfüllen in Gläser klappt mit allen am besten und schnellsten. Da sind wir mittlerweile ein sehr gut eingespieltes Team. Jede und jeder kennt seine Aufgaben und am Schluss glänzt „flüssiges Gold“ im Glas.
Wenn Sie Honig direkt beim Imker beziehen, ist das wirklich „flüssiges Gold“. Dafür sorgen die Bienen, die deutschen Imkerinnen und Imker und eines der schärfsten Honiggesetze der Welt, die Honigverordnung (HonigV3https://www.gesetze-im-internet.de/honigv_2004/, besucht am 23.08.2020) in Deutschland. Kurzgesagt gibt die Verordnung vor, dass in deutschem Honig nur Honig sein darf und keine Medikamente, Chemikalien oder Ähnliches. Kaufen Sie Ihren Honig im Supermarkt? Schauen Sie auch auf das Kleingedruckte? Da steht meistens „Honig aus EU- und Nicht-EU-Ländern.“ Bei ihrem Imker „um die Ecke“ bekommen Sie echten deutschen Honig zu 100%. Da unsere Bienen in Holm stehen – sehr zentral im Dorf und am Rand bei einer tollen Blühwiese – haben wir zu 100% Holm-Honig im Glas.
Natürlich geht es uns bei der Hobbyimkerei auch um den Honig. Wir lieben Honig auf Brot und Brötchen, im Salatdressing, im Jogurt, über Obst und Käse usw. und freuen uns, wenn wir mit dem Verkauf unseres Honigs unser Hobby etwas refinanzieren können. Aber es geht uns auch um die Bienen. So experimentieren wir mit Reetbeuten im Vergleich zu den klassischen Styroporbeuten. Wir schauen, ob wir es den Honigbienen nicht noch etwas gemütlicher gestalten können. Dabei hilft uns – neben der Beobachtung der Bienen – auch die moderne Computertechnik. Z.B. ein Temperatur- und Feuchtigkeitssensor direkt im Bienenstock, um zu erkennen, ob es unseren Bienen gut geht. Und das scheint es bisher. Wir haben in unseren 5 Jahren noch kein Bienenvolk an die Varroramilbe oder an andere Bienenschädlinge oder -krankheiten verloren.
Neben der Honigbiene geht es uns auch um den Schutz der Natur. So haben wir von meiner Frau selbstgebaute Insektenwohnungen (Insektenhotels können es ja nicht sein oder brauchen Insekten einen Zimmerservice?) an geeigneten Stellen im Garten aufgehängt und haben 4 Quadratmeter Rasen in eine Blühwiese verwandelt. Es war erstaunlich, wie viele Hummeln, Wildbienen, Schmetterlinge und auch Honigbienen sich dort eingefunden haben. Wenn es im Garten irgendwo summt und brummt, dann mit Sicherheit dort.
Wie wäre es, wenn auch Sie Insektenwohnungen in Ihrem Garten an sonnigen und trockenen Stellen aufhängen würden? Achtung: Vieles, was Sie kaufen können, sieht gut aus, ist aber meist für Insekten ungeeignet. Für unsere Breitengrade sind saubere, d.h. nicht ausgefranzte „Löcher“ in den Größen 3 bis 6 mm das Beste. Auch jedes bisschen Blühwiese hilft unseren heimischen Insekten. Insbesondere den Wildbienen, die viel stärker vom Aussterben bedroht sind, als die Honigbiene. Aber auch diese freuen sich über Blühwiesen in Ihrem Garten. Meine Bienen werden Sie dann mit Sicherheit besuchen. Vielleicht steht dann ja im kommenden Jahr Holm-Honig mit Blütennektar auch aus Ihrem eigenen Garten auf Ihrem Tisch.