Vier Reetbeuten unter einem Dach.

So wohnen unsere Bienen

Unsere Bienen wohnen seit diesem Jahr in Reetbeuten im Deutsch Normalmaß (DNM). Warum wir uns für diese Beutenart entschieden haben, wollen wir in diesem Artikel erzählen.

30.04.2023, 12:20 Uhr, 10 Grad und unsere Damen fliegen, siehe Video:

Unsere Bienenbeuten aus Reet und Holz.

Die „Wohnungen“ – genannt Beuten – unserer Damen und auch ein paar Herren bestehen seit diesem Jahr aus Holz und Reet – zumindest im Brutraum ausschließlich und im Honigraum erst vereinzelt. Dabei verwenden wir folgende „Größen“:

EinsatzTypGrößeAnzahl Rähmchen
BrutraumDNM1,510
HonigraumDNM1,010

Baubedingt passen bei uns nur 10 Rähmchen in unsere Beuten und nicht 11 wie z.B. bei der Segeberger Beute. Aber warum jetzt eine Reetbeute und nicht die in Norddeutschland eher verbreitete Styroporbeute? Nun, dass kam so …

Am Anfang voll im Standard

Bienen halten? Wie aufregend ist das am Anfang! Da möchte man nichts falsch machen und es sich auch nicht zu schwer machen.

Meine Frau – als „Holzwurm“ (Tischlermeisterin) wollte unbedingt gleich Holzbeuten. Ich wollte lieber mit dem starten, was fast alle hatte – insbesondere mein Imkerpate: Segeberger Styroporbeuten im Deutsch Normalmaß 1,0 für Brut- und Honigräume. So konnte ich erstmal genauso imkern wie mein Imkerpate und es ließen sich auch einfacher Material tauschen bzw. übernehmen.

Ich konnte mich durchsetzen und wir starteten 2017 standardmäßig.

Vier Bienenbeuten aus Styropor - 2 Brut- und 2 Hönigräume
Vier Bienenbeuten aus Styropor im Juni 2019

Grün = Bruträume / Blau = Honigräume.

Die Experimentierphase

Nach zwei Jahren hatten wir uns mit unseren Bienen eingeschwungen und meine Frau kam wieder auf die Holzbeuten zu sprechen, die sie gerne selber bauen wollte. Sie fing an zu recherchieren und war schließlich total ernüchtert, da:

  • Dämmung: Die typischen Holzbeuten dämmen nicht so gut wie Styroporbeuten. Um die Dämmwirkung von Stypropor- auch bei Holzbeuten zu erzielen, müssten Holzbeuten viel dicker sein. Damit wären diese aber viel zu schwer und unhandlich.
  • Offener Boden: Trotzdem werden diese mit offenem Boden angeboten, wahrscheinlich um dem Schimmelproblem entgegenzuwirken. D.h. aber auch, dass die Bienen im Winter mehr heizen müssen.
  • Holzart: Als Holzart wird auf grund des eh schon größeren Gewichts gegenüber der Styroporbeute recht leichtes Holz verwendet, was aber gerade in Norddeutschland (Nebel, Nieselregen) eher schnell wegrottet. Oder das Holz muss entsprechend behandelt werden – „zu kleistern“ nennt das meine Frau. Behandeltes Holz ist sicherlich schlechter als unbehandeltes Holz für Bienen.
  • Metalldächer: Um Holzbeuten insbesondere vor Regen von oben zu schützen, werden u.a. Metalldächer angeboten. Es regnet nicht selten bei uns. Was ist das wohl für eine Geräuschkulisse in einer Bienenbeute mit Metalldach im Regen? Aber nur Holz als Dach? Behandelt?

Alles Mist. Dann bleiben wir doch bei Styroporbeuten – dachte ich. Meine Frau ist aber hartnäckig und fand die Internetseite Optimal Bees von Chris und Bella (zwei ganz tolle Menschen) aus Dänemark. Diese hatten zu dieser Zeit Magazin-Reetbeuten für das Rähmchen-Maß 12-10er (eher in Dänemark verbreitet) entwickelt. Heute haben sie neben dem 12-10er auch Dadant, Zander, DNM und Langstroth.

Meine Frau und ich sind dann im Sommer 2019 an die mittlere dänische Nordseeküste gefahren und haben einen Tag lang mit Chris und Bella gefachsimpelt, uns die Reetbeuten angeschaut und schließlich eine Beute bestehend aus Boden, zwei Zargen, Deckel und Dach gekauft.

Danach haben wir

  • Stockwaagen nach Inspiration eines Imkerkollegen selbst gebaut (hat leider aufgrund von kalten Lötstellen nicht funktioniert),
  • Temperatur- und Feuchtigkeitssensoren vorbereitet,
  • einen Reetboden, Reetdeckel mit Dach passend für die Segeberger Beute gebaut

und dann ein Experiment an unserem Bienenstand gestartet:

Drei unterschiedliche Beuten (alles aus Reet, Reetboden und -deckel, kein Reet) als Teststellung.
Der Reetbeuten-Testaufbau 2019 – 2021.
  • Stock 1 (links): Komplett aus Reet. [grün Kurve]
  • Stock 2 (Mitte): Reetboden und -deckel mit Dach, aber Styroporzargen. [gelb]
  • Stock 3 (rechts): Komplett Styropor – Boden offen. [blau]
  • Stand (nicht zu sehen): Sensor außerhalb einer Beute. [orange]
Messung der Temperatur als Kurvendiagramm dreier Bienenbeuten plus Stand.
Teststellung: Werte der Temperatur vom 1.8. bis 8.8.2020
Messung der Luftfeuchtigkeit als Kurvendiagramm dreier Bienenbeuten plus Stand.
Teststellung: Werte der Luftfeuchtigkeit vom 1.8. bis 8.8.2020

Leider war meine Technik nicht sehr stabil. Die Stockwaagen maßen das Gewicht nur sehr unzuverlässig, daher hab ich auch keine Grafik erstellen können. Außerdem hängten sich die von mir verwendeten Einplatinencomputer immer mal wieder auf, was ich teilweise erst Wochen später merkte – so dass ich das Experiment am 20.02.2021 frustriert abgebrochen habe.

Trotzdem konnten wir im Frühling 2021 feststellen:

  • Schimmel: Kein Schimmel in Reet- und Mischbeute.
  • Futtervorrat: Die Futtervorräte in der Reetbeute waren am größten, d.h. die Bienen brauchten in dieser Beute anscheinend am wenigsten Futter.
  • Aktivität: Die Bienen aus der Reetbeute ließen sich als letzte nach dem Winter sehen.

Alle Völker waren aber gut entwickelt – trotz Schimmel in der Styropor Beute.

Achtung: Dies hat keinen wissenschaftlichen Anspruch, noch die nötige wissenschaftliche Breite und Tiefe, sondern ist lediglich eine zeitlich begrenzte persönliche Erfahrung.

Und so wohnen unsere Bienen heute

Aus dieser persönlichen Erfahrung haben wir abgeleitet:

  • Reetbeute: Wir wollen Reetbeuten mit unbehandeltem Holz aufgrund der größeren Trockenheit in der Beute (kein Schimmel) und dem geschlossenen Boden, damit die Damen im Winter weniger Energie verbrauchen.
  • Brutraum in DNM 1,5: Wir wollen auf einen Brutraum wechseln, damit die Brutkugel nicht horizontal durchschnitten und bei Arbeiten am Volk waagerecht auseinander gerissen wird. Dennoch wollen wir das bei uns in der Region verbreitete DNM behalten. Also dann DNM 1,5.
  • Honigraum in DNM 1,0: Wir haben so viele DNM 1,0 Rähmchen und Zargen, die wir als Honigraum erstmal weiternutzen möchten. Eine Umstellung auf Reet-Honigräume soll nach und nach erfolgen.
  • DNM: Wir bleiben generell bei DNM, um mit Imker-Kolleg:innen aus dem Verein kompatibel zu bleiben.
  • Kompatibilität: Es müssen passen:
    • Reet-Brutraum auf Reet-Boden
    • Reet-Honigraum auf Reet-Brutraum
    • Styropor-Honigraum auf Reet-Brutraum
    • Reet-Deckel auf Reet-Brutraum, Reet-Honigraum und Styropor-Honigraum

Und so hat meine Frau es mit Unterstützung unseres Sohnes und mir beim Reetschneiden gebaut. 🙂

Vier Reetbeuten
Vier unserer Bienenvölker in Reetbeuten.
  • Boden: unten der Boden aus Cumaru – witterungsbeständig(er) und schwer, aber der soll ja auch nicht bewegt werden. Der Boden hat ein kleines rundes Flugloch mit innenliegendem Mäuseschutz (nicht zu sehen).
  • Zargen: dann die Zargen (Brut 1,5 DNM und Honig 1,0 DNM) aus Fichte / Kiefer (klar, rottet schneller, aber mit der Tischlerin im Haus ;-)) mit Reet für 10 Rähmchen.
    • Honigraum: übergangsweise auch noch aus Styropor.
  • Deckel: dann der Reet-Deckel (im Bild nicht zu sehen) ebenfalls aus Fichte / Kiefer.
  • Dach: das Dach dann auch aus Holz und LKW-Plane (nicht zu sehen). Aktuell aufgrund des besseren Handlings als waagerechtes Flachdach ohne Neigung. Damit steht das Wasser da natürlich drauf. Mal gucken, wie sich das verhält.

Damit haben unsere Bienen das ganze Jahr eine atmungsaktive und gut dämmende „Wohnung“ aus natürlichen Materialen. Die Honigräume sind ja nur kurz drauf (ca. 4 Monate), die meiste Zeit des Jahres haben die Bienen nur ihren Brutraum aus Reet.

8 Gedanken zu „So wohnen unsere Bienen

  1. Andrea

    Hallo
    Per Zufall bin ich auf eure Seite gestossen, da ich Neuimkerin bin und mich dich das Thema Optimal Bees sehr interessiert. Der obenstehende Artikel wurde ja im Jahr 2021 verfasst. Mich würde interessieren, wie eure Bienen heute wohnen und was eure Erfahrungen sind. Würdet ihr den gleichen Weg nochmals gehen? Was sind eure Empfehlungen
    Freundliche Grüsse aus der Schweiz
    Andrea

    Antworten
    1. Iver Jackewitz Beitragsautor

      Hallo Andrea,
      wir haben alle unsere Völker erst in 2023 auf Reetbeuten umgestellt, so wie es oben unter „So wohnen unsere Bienen heute“ beschrieben ist. Daher ist es für ein Fazit noch etwas zu früh. Ich denke, wenn wir zwei volle Jahre Erfahrung haben, können wir fundierte Aussagen treffen.
      Schon jetzt kann ich aber sagen: Es ist ein gutes Gefühl. 🙂
      Gruß aus Holm .. Iver

      Antworten
  2. Drengenberg

    Habe diese Seite gefunden weil meine Frau auch auf Reetbeuten umstellen möchte,. wegen Klima und Bücherskopion usw.

    Gibt es eine Bauanleitung, Zeichnungen um das Nachzubauen??

    LG Markus

    Antworten
      1. Felix Raffler

        Hallo Iver,

        Bitte, bitte, Bauanleitung, Skitzen, Fotos auch für mich.
        Möchte auch Reed Bienenstöcke für den Privatgebrauch bauen.
        Vielen Dank,
        Felix

        Antworten
  3. Constantin

    Hallo,
    ich bin Neuimker und bin durch YouTube auf Optimal Bees gestoßen.
    Danke für den tollen Artikel und die Messungsergebnisse!
    Mich würde interessieren, ob die Aussagen stimmem, dass keine Varroabehandlung notwendig ist.
    Wie ist hier eure Erfahrung?
    Besten Gruß!
    Constantin

    Antworten
    1. Iver Jackewitz Beitragsautor

      Moin,

      meines Wissens (von ca. 2019) sagt das Konzept von OptimalBees nicht, das nichts gegen Varroa gemacht werden braucht. Es darf nur nicht klassisch mit z.B. Ameisensäure behandelt werden, weil dadurch eben u.a. ggf. nette Gäste (z.B. Bücherskorpion) in der Beute getötet oder verscheucht werden.

      Wir behandeln gegen Varroa: Apilife Var parallel zur Winterauffütterung mit Futterteig. Tröpfeln von Oxalsäure mit Windel und Flugling / Brutling. Wir haben bisher mit dieser Kombination gute Erfahrungen gemacht und können bisher keine Varroaexplosion in unseren Völkern feststellen. Aber wir haben definitiv Varroen in den Völkern.

      Ich würde also immer sagen, es muss was gegen Varroa gemacht werden – leider, ist aber so. Wie behandelt wird, hängt dann eben von der jeweils eigenen Bienenhaltung ab.

      Gruß .. Iver

      Antworten

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